Die Entwicklung des Begriffs Sprachbund in der Balkanlinguistik
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Inhaltsangabe > 3. Ergebnisse der Balkanlinguistik > 3.1 Die Balkanismen >
3.1.4 Verbreitung der Balkanismen
Neben der unterschiedlichen Ausprägung der Balkanismen in den Einzelsprachen muss die Balkanlinguistik auch der unterschiedlichen Verbreitung der einzelnen Balkanismen Rechnung tragen. Dabei steht in der Regel weniger der geographische Aspekt im Vordergrund, sondern vielmehr die Verbreitung der Balkanismen in bezug auf die Einzelsprachen.
Sandfeld beispielsweise behandelt in drei verschiedenen Kapiteln die "concordances" der Balkansprachen. Während er in Kapitel 2. die "mots d'emprunts" auflistet, widmet er den grammatischen Übereinstimmungen die beiden folgenden Kapitel: in Kapitel 4 bespricht er die "Concordances entre différentes langues balkaniques en dehors du lexique", in Kapitel 5 die "Concordances générales en dehors du lexique". Das Kriterium der Unterscheidung dieser beiden letzten Kategorien ist die Verbreitung der Übereinstimmungen in den einzelnen Balkansprachen: "Puis nous parleront (Chapitre III) des concordances grammmaticales et autres qui les [die Sprachen, sc.] relient deux à deux et enfin (Chapitre IV) des particularités qui les embrassent toutes à la fois ou du moins que présentent la plupart d'entre elles" (S. 15). In letzteren sieht Sandfeld schließlich "la série de traits communs importants qu’on est habitué à regarder comme spécifiquement 'balkaniques' et qui plus qu'aucune autre chose donnent à ces langues un air d'unité" (S. 163). Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die häufig als Balkanismen angeführten Übereinstimmungen "Vorhandensein eines Vokativs" sowie "Bildung der Zahlwörter von 11 bis 19" bei Sandfeld nur als "concordances entre différentes langues balkaniques" eingestuft werden (S. 146 f, bzw. S. 148).
Der "air d'unité", den einige Balkanismen den Balkansprachen verleihen, veranlasste auch weitere Balkanlinguisten, diese Übereinstimmungen - anhand ihrer Verbreitung in den Einzelsprachen - unterschiedlichen Gruppen zuzuordnen; so z.B. Schaller
Geht man von Bulgarisch, Mazedonisch, Rumänisch und Albanisch als einem zentralen Gebiet des Balkansprachbundes aus, so können Besonderheiten, die diese Sprachen als Balkansprachen charakterisieren, als "primäre Balkanismen" bezeichnet werden, während Besonderheiten, die nur einen Teil dieser Balkansprachen betreffen, als "sekundäre" Balkanismen bezeichnet werden (1975, S. 100)
oder auch Asenova, die zwischen "лълни" und "Частични балканизми" (1989, S. 232), und Duridanov, der zwischen "totalen" und "partiellen" Balkanismen unterscheidet (1983, S.65). Allerdings gelangt man hier in Teilen zu unterschiedlichen Ergebnissen: während der Balkanismus nachgestellter Artikel bei Asenova wegen seines Fehlens im Griechischen nur als "Частични балканизм" klassifiziert wird (1989, S. 232), wird dieser von Schaller der Gruppe der "primären Balkanismen" zugeordnet (1975, S. 101).