Die Entwicklung des Begriffs Sprachbund in der Balkanlinguistik

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IV. Die Übereinstimmungen eines Sprachbundes...

IV. Die Übereinstimmungen eines Sprachbundes...

Die Balkanismen

1. eine Übereinstimmung des Sprachbundes findet sich in mindestens 2 [3, ...] Sprachen des Sprachbundes wieder, die untereinander nur entfernt genetisch verwandt sind, ...

Vorhandensein eines illabialen Vokals im Rumän. / Alban. / Bulgar. (etc.)
Bildung der Zahlwörter von 11 bis 19 im Rumän. / Alban. / Bulgar. (etc.)
Periphrase des Infinitivs im Rumän. / Alban. / Bulgar. (etc.)
Wort drum 'Weg' im Rumän. / Alban. / Bulgar. (etc.)

Keine nahe genetische Verwandtschaft zwischen der rumän., alban. und bulgar. Sprache

2. ... von diesen aber nur in einer [2] Sprache[n], zu der [denen] es eine oder mehrere verwandte Sprachen gibt, die ...

a) ... keine Sprachen des Sprachbundes sind, ...

b) ... aber dennoch [mehrheitlich] die betr. Übereinstimmung aufweisen

wenn also Übereinstimmungen sowohl in der Romania als auch in der Slavia mehrheitlich vertreten sind, können sie nicht als Balkanismen gezählt werden.

Anm.: Würde die Bedingung 2. dagegen folgendermaßen lauten:

2.' ... von diesen aber nur eine Sprache, die mit der Herkunftssprache nahe genetisch verwandt ist

so wäre beispielsweise der Balkanismus Vokativ auf –e nach dieser Definition keine Übereinstimmung des Sprachbundes. Die o.g. Bedingung 2. trägt dazu bei, dass auch Übereinstimmungen, die keine Neuerungen, sondern eine Konservierung eines Merkmals darstellen, als Balkanismen zu klassifizieren sind. Vorausetzung ist allerdings, dass die (genetisch verwandten) Sprachen außerhalb des Sprachbundes in bezug auf dieses Merkmal gegenüber den Sprachen des Sprachbundes divergieren. (vgl. auch 4.2.2.1 Neuerung vs. Konservierung ererbter Merkmale)

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